Warum wir überwiegend „heimische“ Pflanzen verwenden und warum wir den Begriff nicht mögen

In der Natur haben sich über Jahrmillionen enge Verbindungen zwischen Tieren (insb. Insekten) und Pflanzen entwickelt.

Dies hat z.B. bei Wildbienen zu sog. oligolektischen Arten geführt. Diese Wildbienen sammeln Pollen ausschließlich bei einer speziellen Pflanzengattung, im Gegensatz zu polilektischen Arten, z.B. der Honigbiene, die nicht so wählerisch sind. Was heißt das konkret?

Die Honigbiene (Apis mellifera) zum Beispiel sammelt Pollen und Nektar bei allen Pflanzen, die ein entsprechendes Angebot haben. Dabei ist es ihr egal, ob es sich um eine Japanische Zierkirsche, einen Oleander, eine Zitruspflanze oder eben eine „heimische“ Salweide handelt. Wer Pollen und Nektar anbietet, wird angeflogen.

Im Gegensatz dazu sammelt z.B. die Sandbienenart Andrena apicata ausschließlich Pollen und Nektar bei Pflanzen aus der Familie der Weiden. Etwa 30% aller Wildbienenarten in Deutschland sind oligolektisch.

Dieses Verhalten sieht man auch bei Käfern, die nur an bestimmten Gehölzen ihre Eier ablegen. Ebenso ist es bei Faltern, deren Raupen sich nur von bestimmten Pflanzen ernähren (z.B. die Raupen des Tagpfauenauges an Brennesseln). Und diese Aufzählung kann man ewig weiterführen und dann natürlich auch auf die Fressfeinde dieser Insekten ausdehnen und so weiter…

Diese enge Beziehung zwischen ortsansässigen Pflanzen und Tieren ist ein guter Grund überwiegend „heimische“ Arten zu verwenden. Denn verschwinden diese Arten, dann verschwinden auch ihre hochspezialisierten Gäste.

Ein weiterer guter Grund ist, dass solche Pflanzen, die schon seit Jahrtausenden hier leben auch sehr gut an die klimatischen Verhältnisse angepasst sind und entsprechend wenig Pflege benötigen.

Schlussendlich kann aus unserer Sicht eine Wildrose genauso beeindrucken wie ein Rhododendron, wenn man nur die Augen offen hält und sich an den Details erfreuen kann. Aber das ist individuelle Ansichtssache.

Es gibt aber ein Problem!

Der Vergleich zwischen „heimischen“ Pflanzen und „heimischen“ Menschen.

Gerne wird die o.g. Argumentation für ortsständige Pflanzenarten von Menschen, denen jeder Sinn für Menschlichkeit fehlt, übernommen um gegen andere, „fremde“, Menschen zu hetzen. Angelehnt an die Rassenlehre und Blut und Boden Rhetorik bedienen sie sich der Botanik und Zoologie um das zwischenmenschliche Zusammenleben zu erklären bzw. zu diskreditieren.

Doch sie begehen dabei viele Fehler (denen sie sich teilweise bewusst sind, aber gerne verschweigen, um ihren Menschenhass weiter zu legitimieren). Im Folgenden seien einige aufgezählt:

  • Menschen sind keine Pflanzen
  • Pflanzen können sich nicht bewegen, ihre Ortsständigkeit liegt also ganz in ihrer Natur. Während sich eine Pflanze durch Verbreitung von Samen jedes Jahr wenige Meter bis Kilometer ausbreiten kann (und nur ihre Nachkommen, nicht sie selbst), schafft der Mensch diese Strecken an nur einem Tag.
  • Mobilität und Austausch gehören zum Menschsein. Im Gegensatz zu Pflanzen bewegen wir Menschen uns schon immer über große Strecken hinweg, wir tauschen uns dabei aus und vermischen uns. Dabei ist noch nie eine Rasse untergegangen, weil es noch nie eine Rasse gab (Rassen sind Hirngespinste von Menschen, die andere Menschen hassen). Der eine Homo sapiens trifft einfach den anderen Homo sapiens.

Pflanzen gehören vielen verschiedenen Arten an, die sich seit Jahrmillionen entwickelt haben (Rosen z.B. existieren seit über 25  Millionen Jahren). Der Mensch (homo sapiens) ist eine einzige Art der Gattung homo. Alle übrigen Arten sind ausgestorben bzw. hat Homo sapiens ausgerottet. Die Art Homo sapiens existiert gerade einmal seit 200.000 Jahren. Es gibt keine Unterarten von Homo sapiens, deswegen ist auch der Begriff der „Umvolkung“, der wieder in rechten Verschwörungstheorien herumgeistert reine Fiktion.

  • Der Mensch hat also, zumindest im eigentlichen naturwissenschaftlichen Sinn, keine Heimat. Entweder die ganze Erde ist die Heimat des Menschen oder um es mit den Worten von Franz Dobler zu sagen: Heimat ist (bloß) da, wo man sich aufhängt.
    Der aktuelle Boom des Heimatbegriffes ist letztendlich nur das Grundrauschen des gesellschaftlichen Rechtsrucks.


Man könnte wohl noch viele Seiten mit Erklärungen füllen, warum Pflanzen und Menschen nicht das Gleiche sind und warum die Verwendung des Begriffes „Heimat“ viele Gefahren birgt. Aber wir hoffen, dass die Essenz klar geworden ist.

Um diese Vermischung aber von Anfang an zu unterbinden, versuchen wir auf unserer Seite die Begriffe „heimisch“ und „Heimat“ so wenig wie möglich zu verwenden.

Trotz der o.g. Vorzüge lokaler Arten wachsen in unserem Garten vereinzelt auch amerikanischer Flox, afrikanischer Safrankrokus und andere Vertreter nicht ortsständiger Arten, v.a. um ein durchgehendes Trachtangebot sicherzustellen.

Und wir achten darauf, dass wir verdrängend wachsende Arten (invasive Neophyten) nicht verwenden. Denn diese gefährden tatsächlich autochthone Gewächse und Ökosysteme und wurden vom Menschen, nicht selten im Rahmen seiner missionarischen, kolonialistischen und von Rasseideologien angetriebenen Eroberungsfeldzüge (ob militärischer, religiöser oder wirtschaftlicher Art) eingeführt und verbreitet.

Die wahre Gefahr für alle Lebewesen, ob Mensch, Tier oder Pflanze sind die Menschen, denen die Empathie und Offenheit für alle Lebewesen fehlt. Diejenigen, die vorgeben unsere Freiheit schützen zu wollen indem sie ausgrenzen, hetzen, unterdrücken und vernichten – egal ob einen anderen Menschen oder irgendein anders Lebewesen –  sind die, die den Frieden unserer Welt stören und uns unserer Freiheit berauben.

Wir wollen nichts mit ihnen zu tun haben und verachten sie.
Und dennoch haben wir Mitleid mit ihnen, weil sie die Schönheit allen Lebens nicht erkennen können…